Ausgabe 12/2023

Sehr geehrte Kollegen,

nach Redaktionsschluss am Sonntag, den 19. März haben sich die Ereignisse in Sachen „Bankenkrise“ überschlagen. Die Credit Suisse wurde insolvent und musste in einer „Blitzaktion“ am Wochenende durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) gerettet werden. Faktisch wurde die UBS zur Übernahme der „Pleitebank“ genötigt, obwohl sie sich wochenlang gegen einen solchen Deal gewehrt hatte. Erstaunlicherweise hatte nicht einmal die „Rettungsleine“ über 50 Mrd. Franken ausgereicht, die der Credit Suisse von der SNB zuvor zugeworfen worden war. 

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Ausgabe 11/2023

Sehr geehrte Kollegen,

sagenhaft, was man als Börsianer in diesen Tagen erleben darf. Nach Jerome PowellsTestimony“ war noch die Rede von einer weiteren Leitzinsanhebungen um 50 Basispunkte im März, und nur 3 Tage später philosophieren die ersten Analysten über eine Leitzinssenkung um 25 Basispunkte. Zu dem US-Banken-Kollaps (Silicon Valley Bank, Signature Bank) und seinen Folgen können wir nur Wilhem Busch zitieren:

Bei dem Duett sind stets zu sehn,
zwei Mäuler, welche offen stehn.“

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Ausgabe 10/2023

Sehr geehrte Kollegen,

Fed-Chef Jerome Powell wurde am Dienstag und Mittwoch von US-Kongressmitgliedern im Rahmen seines „testimony“ befragt. Wir haben uns die Mühe gemacht, große Teile der Befragung auf CNBC zu verfolgen, und das war höchst aufschlussreich. Wir haben noch nie erlebt, dass ein Fed-Chef derart aggressiv „gegrillt“ wurde, und zwar von Kongressabgeordneten aus beiden politischen Lagern. Und: Je dümmer die Fragen, um so aggressiver wurden sie vorgetragen. Jerome Powell wirkte insbesondere am zweiten Tag sichtlich genervt und erschöpft. Wir dachten schon, der Mann sei kurz davor „aufzuamseln“. Die Demokratin Elizabeth Warren verstieg sich z.B. in die These, dass Powell mit seiner Zinspolitik die USA unnötig in eine Rezession treibe und er persönlich dafür verantwortlich sei, wenn 2 bis 3 ½ Millionen Amerikanern die Arbeitslosigkeit drohe. Mit Arbeitslosigkeit müssten dann ausgerechnet Arbeitnehmer mit geringem Einkommen rechnen, und die hätten schon jetzt Probleme, ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Powell konnte einem leid tun. Wie soll man in 2 Minuten einer Person volkswirtschaftliche Zusammenhänge erklären, wenn diese keine Ahnung hat und auch nicht gewillt ist dazuzulernen.

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Ausgabe 09/2023

Sehr geehrte Kollegen,

in den USA gibt es eine kontrovers geführte Diskussion um den Rückkauf eigener Aktien („share buy backs“). In diesem Zusammenhang ist auch die Investoren-Legende Warren Buffett und seine Holding Berkshire Hathaway heftig kritisiert worden. In 2021 hatte Berkshire Hathaway eigene Aktien für die Rekordsumme von 27 Mrd. $ zurückgekauft. Angeblich gab es sonst keine besseren Investitionsmöglichkeiten. In seinem jährlichen Brief an seine Aktionäre reagierte Buffett auf die Kritik ungewöhnlich scharf und beleidigend:

When you are told that all repurchases are harmful to shareholders or to the country, or particularly beneficial to CEOs, you are listening to either an economic illiterate or a silver-tongued demagogue.”

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Ausgabe 08/2023

Sehr geehrte Kollegen,

eine personelle Veränderung innerhalb der FED scheint uns von Bedeutung zu sein. Die bisherige Vize-Chefin der Fed, Lael Brainard, wechselt von der US-Notenbank in die US-Regierung als Direktorin des „Nationalen Wirtschaftsrates“. Lael Brainard („the brain“) avanciert damit zur Top-Beraterin in allen ökonomischen Fragen. Brainard galt unter den FED-Gouverneuren als größte „Taube“ und damit als Gegnerin einer zu restriktiven Geldpolitik. Kaum war der Job-Wechsel entschieden, meldete sich auch schon die FED-Gouverneurin Michelle Bowman zu Wort und erklärte, dass noch mehrere Leitzinsanhebungen erforderlich seien, um das Ziel von 2 % für die „Federal Funds Rate“ zu erreichen.

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Ausgabe 07/2023

Sehr geehrte Kollegen,

jeder institutionelle Anleger weiß aus Erfahrung, dass es einigermaßen leicht ist, eine bevorstehende Baisse frühzeitig zu erkennen. Viel schwieriger ist es dagegen den Wendepunkt vor einer beginnenden Hausse korrekt zu prognostizieren. Eine „Zinswende“ hin zu steigenden Zinsen ist meist ein sicheres Signal für eine negative Kehrtwende an den Aktienmärkten. Bei einer extremen Zinswende wie gerade erlebt (US-Leitzinsen von 0,0 % auf über 5,0 % musste das erst recht gelten. Zu Recht hatten wir Sie deshalb frühzeitig auf den bevorstehenden Kurseinbruch hingewiesen. Aber ab wann soll die nächste Hausse-Phase beginnen?

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Ausgabe 06/2023

Sehr geehrte Kollegen,

der Goldpreis hat zuletzt gleich „doppelt aufs Dach bekommen“: Zunächst hat die FED die Leitzinsen um 25 Basispunkte erhöht und weitere Zinserhöhungen angekündigt und zusätzlich wurde ein unerwartet positiver Arbeitsmarkt-Report veröffentlicht. Die „nonfarm payrolls“ (neugeschaffene Arbeitsplätze) erhöhten sich im Januar um + 517.000 wobei Analysten nur mit + 187.000 gerechnet hatten. Die offizielle Arbeitslosenrate wurde mit 3,4 % angegeben, der tiefste Stand seit 1969. Angesichts dieser Nachrichten wurde der Anstieg des Goldpreises 40 $ unterhalb des von angegeben Kursziels von 2.000 $/Unze gestoppt. Wir hatten zuvor geschrieben, dass der Goldpreis mit oder ohne Korrektur auf 2.000 $/Unze steigen wird, bevor es zu einer Konsolidierung kommen muss. Immerhin war der Goldpreis seit Anfang November von 1.616 $/Unze um 343 $ auf 1.959 $/Unze gestiegen (+ 21,2 %). Die nun erfolgte Korrektur konnte nicht wirklich überraschen.

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Ausgabe 05/2023

Sehr geehrte Kollegen,

die FED hat am letzten Mittwoch die Leitzinsen genau wie erwartet um 25 Basispunkte erhöht. Die „Federal Funds Target Rate“ ist demnach bei 4,5 % – 4,75 % angekommen. Zum Vergleich: Das ist der höchste Stand seit Oktober 2007 und entspricht dem Höchststand von Anfang 1980. Was bedeutet das? Zunächst einmal ist die „Federal Funds Target Rate“ der Zinssatz, zudem sich Banken untereinander Geld leihen. Da sich seit der „Lehmann-PleiteBanken untereinander nicht mehr trauen, ist der „Geldmarkt“ eher tot. Banken tendieren eher dazu, überschüssige Liquidität bei den Notenbanken zu „parken“, und dafür erhalten sie jetzt etwas mehr Zinsen. Viel wichtiger ist die Wirkung höherer Leitzinsen auf die Verbraucher. So sind die Kreditkarten-Zinsen inzwischen bei 20 % angelangt und langfristige Kredite, insbesondere Hypothekar-Darlehen haben sich verteuert. In 2022 hatten sich die US-Hypothekenzinsen in der Spitze auf 7,24 % mehr als verdoppelt (bei 30 Jahren Laufzeit). Aktuell liegen sie wieder deutlich niedriger bei 6,38 %. Warum? Die US-Leitzinsen wirken sich nicht direkt, sondern nur indirekt auf die Hypothekenzinsen aus. Die Hypothekenzinsen orientieren sich an der Rendite 10 j. Treasuries, und die wiederum wird von den Leitzinsen beeinflusst.

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