Ausgabe 15/2023

Sehr geehrte Kollegen,

der Goldpreis ist zuletzt bei seinem „Alltime High“, oder, wie man auch sagen könnte, seinem 5.000-Jahreshoch, auf charttechnischen Widerstand gestoßen. Eine ähnliche Situation gab es schon im März 2022, als die alte Höchstmarke vom 7. August 2020 bei 2.075 $/Unze nicht überschritten werden konnte und der Höhenflug bei 2.070 $/Unze gestoppt wurde. Damals folgte eine kräftige Korrektur, die den Goldpreis auf ein Tief von 1.615 $/Unze drückte. Der nachfolgende Kursanstieg wurde vor wenigen Tagen bei rd. 2.049 $/Unze gestoppt. Die Frage stellt sich, ob aufgrund der technischen Konstellation jetzt ein ähnlich starker Rückschlag droht.    

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Ausgabe 14/2023

Sehr geehrte Kollegen,

in der letzten Ausgabe des „Inside Guide“ vor Ostern haben wir erklärt, warum die Gefahr eines „Runs“ auf Banken heute potenziell größer ist als 2008 (Verbreitung schlechter Nachrichten über soziale Netzwerke, schnelles „Online-Banking“ bei Abzug von Geldern, geringe Eigenkapital-Deckung, riskante „Zocker-Geschäfte“ bei Banken, potenzielle Verbreitung von „Fake-News“). Im Ergebnis bedeutet das, dass das, was der Silicon Valley Bank passiert ist, jeder Bank passieren kann. Auch Großbanken sind potenziell gefährdet (siehe Credit Suisse). Die „Banken-Krise“ ist unserer Meinung noch lange nicht beendet und negative Ereignisse im Bankensektor sind jederzeit möglich. Damit kein Missverständnis entsteht: Wir reden stets von „potenziellen“ Gefahren, die nicht zwingend auftreten müssen. Gut möglich, dass sich die „potenziellen Gefahren“ mit viel Geld von Notenbanken in Wohlgefallen auflösen und dadurch neue Chancen aufgrund der niedrigen Bewertungen im Bankensektor entstehen. Die Markt-kapitalisierung von Goldman Sachs ist z.B. geringer als der Buchwert. Fraglich bleibt allerdings, ob man den Zahlen auch vertrauen kann. Die nächsten Quartalszahlen für den Finanzsektor könnten Licht ins Dunkel bringen.

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Ausgabe 13/2023

Sehr geehrte Kollegen,

Politiker, Notenbanker und Banker bemühen sich derzeit, das Thema „Bankenkrise“ herunterzuspielen. Demnach sei die Bankenkrise bereits überstanden, die Sicherungsmechanismen würden funktionieren und Anleger könnten darauf vertrauen, dass ihre Einlagen bei Banken sicher sind. Eine durch Pleitebanken ausgelöste Weltwirtschaftskrise wie 2008 könne es diesmal nicht geben, weil die heutige Situation mit der damaligen Situation nicht vergleichbar sei. Damals wurden überteuerte „Schrottpapiere“ an eine Vielzahl von Banken „vertickt“ (z.B. an deutsche Landesbanken). Als der US-Immobi-lienmarkt zusammenbrach und klar wurde, dass die „vertickten“ Finanzprodukte fast wertlos waren, führten die Verflechtungen zwischen Banken und Versicherungen zu einem potenziellen „Domino-Effekt“, der ohne die Rettungsmaßnahmen von Regierungen und Notenbanken zu einem Kollaps des „Weltfinanzsystems“ geführt hätte. Eine derartige Konstellation gibt es diesmal nicht. Richtig ist auch, dass die „Silicon Valley Bank“ durch die Ausrichtung auf „Start-ups“ eine sehr spezielle Bank ist. Dass die Situation von 2008 mit der Situation von heute nicht vergleichbar ist, heißt aber nicht, dass die aktuelle Bankenkrise weniger gefährlich ist.  

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Ausgabe 12/2023

Sehr geehrte Kollegen,

nach Redaktionsschluss am Sonntag, den 19. März haben sich die Ereignisse in Sachen „Bankenkrise“ überschlagen. Die Credit Suisse wurde insolvent und musste in einer „Blitzaktion“ am Wochenende durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) gerettet werden. Faktisch wurde die UBS zur Übernahme der „Pleitebank“ genötigt, obwohl sie sich wochenlang gegen einen solchen Deal gewehrt hatte. Erstaunlicherweise hatte nicht einmal die „Rettungsleine“ über 50 Mrd. Franken ausgereicht, die der Credit Suisse von der SNB zuvor zugeworfen worden war. 

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Ausgabe 11/2023

Sehr geehrte Kollegen,

sagenhaft, was man als Börsianer in diesen Tagen erleben darf. Nach Jerome PowellsTestimony“ war noch die Rede von einer weiteren Leitzinsanhebungen um 50 Basispunkte im März, und nur 3 Tage später philosophieren die ersten Analysten über eine Leitzinssenkung um 25 Basispunkte. Zu dem US-Banken-Kollaps (Silicon Valley Bank, Signature Bank) und seinen Folgen können wir nur Wilhem Busch zitieren:

Bei dem Duett sind stets zu sehn,
zwei Mäuler, welche offen stehn.“

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Ausgabe 10/2023

Sehr geehrte Kollegen,

Fed-Chef Jerome Powell wurde am Dienstag und Mittwoch von US-Kongressmitgliedern im Rahmen seines „testimony“ befragt. Wir haben uns die Mühe gemacht, große Teile der Befragung auf CNBC zu verfolgen, und das war höchst aufschlussreich. Wir haben noch nie erlebt, dass ein Fed-Chef derart aggressiv „gegrillt“ wurde, und zwar von Kongressabgeordneten aus beiden politischen Lagern. Und: Je dümmer die Fragen, um so aggressiver wurden sie vorgetragen. Jerome Powell wirkte insbesondere am zweiten Tag sichtlich genervt und erschöpft. Wir dachten schon, der Mann sei kurz davor „aufzuamseln“. Die Demokratin Elizabeth Warren verstieg sich z.B. in die These, dass Powell mit seiner Zinspolitik die USA unnötig in eine Rezession treibe und er persönlich dafür verantwortlich sei, wenn 2 bis 3 ½ Millionen Amerikanern die Arbeitslosigkeit drohe. Mit Arbeitslosigkeit müssten dann ausgerechnet Arbeitnehmer mit geringem Einkommen rechnen, und die hätten schon jetzt Probleme, ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Powell konnte einem leid tun. Wie soll man in 2 Minuten einer Person volkswirtschaftliche Zusammenhänge erklären, wenn diese keine Ahnung hat und auch nicht gewillt ist dazuzulernen.

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Ausgabe 09/2023

Sehr geehrte Kollegen,

in den USA gibt es eine kontrovers geführte Diskussion um den Rückkauf eigener Aktien („share buy backs“). In diesem Zusammenhang ist auch die Investoren-Legende Warren Buffett und seine Holding Berkshire Hathaway heftig kritisiert worden. In 2021 hatte Berkshire Hathaway eigene Aktien für die Rekordsumme von 27 Mrd. $ zurückgekauft. Angeblich gab es sonst keine besseren Investitionsmöglichkeiten. In seinem jährlichen Brief an seine Aktionäre reagierte Buffett auf die Kritik ungewöhnlich scharf und beleidigend:

When you are told that all repurchases are harmful to shareholders or to the country, or particularly beneficial to CEOs, you are listening to either an economic illiterate or a silver-tongued demagogue.”

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Ausgabe 08/2023

Sehr geehrte Kollegen,

eine personelle Veränderung innerhalb der FED scheint uns von Bedeutung zu sein. Die bisherige Vize-Chefin der Fed, Lael Brainard, wechselt von der US-Notenbank in die US-Regierung als Direktorin des „Nationalen Wirtschaftsrates“. Lael Brainard („the brain“) avanciert damit zur Top-Beraterin in allen ökonomischen Fragen. Brainard galt unter den FED-Gouverneuren als größte „Taube“ und damit als Gegnerin einer zu restriktiven Geldpolitik. Kaum war der Job-Wechsel entschieden, meldete sich auch schon die FED-Gouverneurin Michelle Bowman zu Wort und erklärte, dass noch mehrere Leitzinsanhebungen erforderlich seien, um das Ziel von 2 % für die „Federal Funds Rate“ zu erreichen.

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