Ausgabe 10/2023

Sehr geehrte Kollegen,

Fed-Chef Jerome Powell wurde am Dienstag und Mittwoch von US-Kongressmitgliedern im Rahmen seines „testimony“ befragt. Wir haben uns die Mühe gemacht, große Teile der Befragung auf CNBC zu verfolgen, und das war höchst aufschlussreich. Wir haben noch nie erlebt, dass ein Fed-Chef derart aggressiv „gegrillt“ wurde, und zwar von Kongressabgeordneten aus beiden politischen Lagern. Und: Je dümmer die Fragen, um so aggressiver wurden sie vorgetragen. Jerome Powell wirkte insbesondere am zweiten Tag sichtlich genervt und erschöpft. Wir dachten schon, der Mann sei kurz davor „aufzuamseln“. Die Demokratin Elizabeth Warren verstieg sich z.B. in die These, dass Powell mit seiner Zinspolitik die USA unnötig in eine Rezession treibe und er persönlich dafür verantwortlich sei, wenn 2 bis 3 ½ Millionen Amerikanern die Arbeitslosigkeit drohe. Mit Arbeitslosigkeit müssten dann ausgerechnet Arbeitnehmer mit geringem Einkommen rechnen, und die hätten schon jetzt Probleme, ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Powell konnte einem leid tun. Wie soll man in 2 Minuten einer Person volkswirtschaftliche Zusammenhänge erklären, wenn diese keine Ahnung hat und auch nicht gewillt ist dazuzulernen.

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Ausgabe 29/2022

Sehr geehrte Kollegen,

trotz der horrenden Verluste bei Aktien, Bonds und Kryptos in der letzten Woche konnte unser Musterdepot noch um + 1 % zulegen. Aber: Die schlechten Nachrichten aus der Wirtschaft reißen leider nicht ab. Am Dienstag, den 20. September, wurden die PPI-Daten für Deutschland veröffentlicht: Für August wurde ein Anstieg der Erzeugerpreise für gewerbliche Produkte von + 45,8 % gemessen, nachdem die Preissteigerungsrate im Juli (jeweils im Vergleich zum Vorjahresmonat) noch bei + 37,2 % gelegen hatte. Der durch das Statische Bundesamt gemessene Preisanstieg war der höchste seit Beginn der Erhebung 1949. Die PPI-Daten für Energie lagen sogar bei + 139,0 %. In welchem Umfang die Unternehmen die gestiegenen Kosten an die Konsumenten weiterreichen können wird man sehen. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder können die gestiegenen Produktionskosten an die Konsumenten weitergereicht werden, dann wird der Druck auf die EZB die Zinsen stark anzuheben, weiter erhöht, oder die Unternehmen können die Kosten nicht weiterreichen, dann droht ein massiver Rückgang der Unternehmensgewinne. Im Transportgewerbe schlagen die hohen Kosten naturgemäß frühzeitig auf die Gewinne durch (wegen hoher Energiekosten und schwächerer Konjunktur). Die Gewinnwarnung bei Fedex (FDX) und der Kurssturz der Aktie von über 20 % an einem Tag ist ein klares Frühwarnsignal.

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