Ausgabe 20/2023

Sehr geehrte Kollegen,

da bis zum 1. Juni und möglicherweise darüber hinaus an der Börse von nichts anderem geredet wird als von der Schuldenobergrenze („debt ceiling“), möchten wir an dieser Stelle mit einigen Irrtümern aufräumen. Zunächst einmal werden nach einer Einigung zwischen Demokraten und Republikanern über eine Anhebung der Schuldenobergrenze die grundsätzlichen Probleme einer „Überschuldung“ nicht gelöst sein. Ein „Schuldenproblem“ wird niemals dadurch gelöst, indem noch mehr Schulden gemacht werden. Letztlich wird nur ein kurzfristig auftretendes Problem, nämlich die drohende Zahlungsunfähigkeit, dadurch gelöst, dass auf längere Sicht ein noch größeres Problem geschaffen wird

Weiterlesen

Ausgabe 19/2023

Sehr geehrte Kollegen,

in der letzten Ausgabe des „Inside Guide“ hatten wir darauf hingewiesen, dass man in den USA mit dem „Gelddrucken“ und dem „Schuldenmachen“ „den Bogen überspannt hat“. Da man die aggressive Geld- und Fiskalpolitik nicht wie bisher fortsetzen kann, ist eine Drosselung der Fiskalpolitik und eine fortgesetzt restriktive Geldpolitik notwendig. Beides dürfte der Wirtschaft und den Aktienmärkten schaden. Von dem „blinden Optimismus“, den viele Anleger und Analysten an den Tag legen, halten wir deshalb nicht viel.

Weiterlesen

Ausgabe 18/2023

Sehr geehrte Kollegen,

ein großes US-Brokerhaus hat seine Prognose für den S & P 500 Index gerade von 4.200 auf 4.400 per Jahresende angehoben. Interessant! Hier spielt wohl die Idee eine Rolle, dass der Aktienmarkt trotz der vielen negativen Umstände Resilienz bewiesen hat. Wenn der Markt trotz Zinserhöhungen, Rezessionsgefahren, Bankenkrise und Staatsschuldenkrise einfach nicht fallen mag, kann es doch bei wenigen positiven Nachrichten (z.B. Leitzinssenkung) nur nach oben gehen, oder? Wir würden eine solche Prognose als Analyst nicht wagen. Falls die Aktienkurse nämlich nicht steigen, sondern fallen werden, dann wird sich der betreffende Analyst vorwerfen lassen müssen, dass er die einfachsten Mechanismen an den Kapitalmärkten nicht versteht.

Weiterlesen

Ausgabe 17/2023

Sehr geehrte Kollegen,

am Mittwoch, dem 3. Mai hat die FED die US-Leitzinsen zum 10. Mal in Folge erhöht, und zwar um 25 Basispunkte auf jetzt 5,00 % bis 5,25 % (Fed Funds Target Rate). Die Entscheidung des Boards war einstimmig. Einige Analysten hatten im Vorfeld das jüngste FED-Meeting als das wichtigste seit der Finanzkrise 2008 bezeichnet. Insgeheim hatten die Optimisten unter den Analysten gehofft, dass Powell bei dem Zinserhöhungs-Zyklus eine „Pause“ einlegen oder gar eine „Zinswende“ verkünden würde. Schließlich könnte die FED mit einem „Zuviel“ an Zinserhöhungen die US-Wirtschaftan die Wand fahren“. Außerdem könnte die „Bankenkrise“ durch weitereZinsanhebungen „befeuert“ werden, und das könne doch auch niemand ernsthaft wollen.

Weiterlesen

Ausgabe 16/2023

Sehr geehrte Kollegen,

wir hatten uns in der letzten Ausgabe des „Inside Guide“ davor gedrückt, die Performance der einzelnen Minen-Gesellschaften zu bewerten. Es ist tatsächlich schwierig, Produktionszahlen und Cash Flows der verschiedenen Gesellschaften zu vergleichen, da man immer auch die Analystenschätzungen im Vorfeld und den „Outlook“ des Managements im Nachgang im Auge behalten muss. Die besten Zahlen helfen dem Aktienkurs nicht, wenn zuvor noch bessere Zahlen erwartet wurden oder wenn das Management verkündet, dass sich die Dinge in naher Zukunft ungünstiger entwickeln werden

Weiterlesen

Ausgabe 15/2023

Sehr geehrte Kollegen,

der Goldpreis ist zuletzt bei seinem „Alltime High“, oder, wie man auch sagen könnte, seinem 5.000-Jahreshoch, auf charttechnischen Widerstand gestoßen. Eine ähnliche Situation gab es schon im März 2022, als die alte Höchstmarke vom 7. August 2020 bei 2.075 $/Unze nicht überschritten werden konnte und der Höhenflug bei 2.070 $/Unze gestoppt wurde. Damals folgte eine kräftige Korrektur, die den Goldpreis auf ein Tief von 1.615 $/Unze drückte. Der nachfolgende Kursanstieg wurde vor wenigen Tagen bei rd. 2.049 $/Unze gestoppt. Die Frage stellt sich, ob aufgrund der technischen Konstellation jetzt ein ähnlich starker Rückschlag droht.    

Weiterlesen

Ausgabe 14/2023

Sehr geehrte Kollegen,

in der letzten Ausgabe des „Inside Guide“ vor Ostern haben wir erklärt, warum die Gefahr eines „Runs“ auf Banken heute potenziell größer ist als 2008 (Verbreitung schlechter Nachrichten über soziale Netzwerke, schnelles „Online-Banking“ bei Abzug von Geldern, geringe Eigenkapital-Deckung, riskante „Zocker-Geschäfte“ bei Banken, potenzielle Verbreitung von „Fake-News“). Im Ergebnis bedeutet das, dass das, was der Silicon Valley Bank passiert ist, jeder Bank passieren kann. Auch Großbanken sind potenziell gefährdet (siehe Credit Suisse). Die „Banken-Krise“ ist unserer Meinung noch lange nicht beendet und negative Ereignisse im Bankensektor sind jederzeit möglich. Damit kein Missverständnis entsteht: Wir reden stets von „potenziellen“ Gefahren, die nicht zwingend auftreten müssen. Gut möglich, dass sich die „potenziellen Gefahren“ mit viel Geld von Notenbanken in Wohlgefallen auflösen und dadurch neue Chancen aufgrund der niedrigen Bewertungen im Bankensektor entstehen. Die Markt-kapitalisierung von Goldman Sachs ist z.B. geringer als der Buchwert. Fraglich bleibt allerdings, ob man den Zahlen auch vertrauen kann. Die nächsten Quartalszahlen für den Finanzsektor könnten Licht ins Dunkel bringen.

Weiterlesen

Ausgabe 13/2023

Sehr geehrte Kollegen,

Politiker, Notenbanker und Banker bemühen sich derzeit, das Thema „Bankenkrise“ herunterzuspielen. Demnach sei die Bankenkrise bereits überstanden, die Sicherungsmechanismen würden funktionieren und Anleger könnten darauf vertrauen, dass ihre Einlagen bei Banken sicher sind. Eine durch Pleitebanken ausgelöste Weltwirtschaftskrise wie 2008 könne es diesmal nicht geben, weil die heutige Situation mit der damaligen Situation nicht vergleichbar sei. Damals wurden überteuerte „Schrottpapiere“ an eine Vielzahl von Banken „vertickt“ (z.B. an deutsche Landesbanken). Als der US-Immobi-lienmarkt zusammenbrach und klar wurde, dass die „vertickten“ Finanzprodukte fast wertlos waren, führten die Verflechtungen zwischen Banken und Versicherungen zu einem potenziellen „Domino-Effekt“, der ohne die Rettungsmaßnahmen von Regierungen und Notenbanken zu einem Kollaps des „Weltfinanzsystems“ geführt hätte. Eine derartige Konstellation gibt es diesmal nicht. Richtig ist auch, dass die „Silicon Valley Bank“ durch die Ausrichtung auf „Start-ups“ eine sehr spezielle Bank ist. Dass die Situation von 2008 mit der Situation von heute nicht vergleichbar ist, heißt aber nicht, dass die aktuelle Bankenkrise weniger gefährlich ist.  

Weiterlesen