Ausgabe 23/2023

Sehr geehrte Kollegen,

uns beschäftigt nach wie vor die Zinsentscheidung der FED. Jerome Powell und das FOMC-Gremium hatte dem Druck der Wallstreet-Häuser stattgegeben und im „Zinserhöhungsprozess“ eine „Pause“ eingelegt. Gleichzeitig hat Powell aber 2 weitere Leitzinsanhebungen in 2023 angekündigt, weil es bei der „Kerninflationsrate“ („core inflation rate“) keine wesentlichen Fortschritte gab. Die „Financial Community“ witterte ihre Chance und erklärte sofort, dass es sich tatsächlich um eine „Pause“ handelt und nicht um das „Überspringen“ („skip“) eines Monats, wie es von der FED eigentlich gedacht war. Vielfach war zu hören, dass die „Inflation“ besiegt sei und keine weiteren Zinserhöhungen folgen werden („the FED is done“). Wir teilen diese Einschätzung nicht. Da es bekanntlich heißt “never fight the FED“), wollen wir aber die Situation noch einmal etwas genauer betrachten.

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Ausgabe 22/2023

Sehr geehrte Kollegen,

die Zinsentscheidung in den USA ist gefallen, und die FED hat genau das getan, was 90 % der Analysten und Fondsmanager zuletzt erwartet hatten: Die US-Leitzinsen bleiben unverändert und die FED legt im „Zinserhöhungsprozess“ eine Pause ein. Statt das zu tun, was Jerome Powell hätte tun müssen, nämlich die Leitzinsen um weitere 25 Basispunkte zu erhöhen (es geht darum Inflation im Keim zu ersticken), hat er dem Druck aus der Finanzszene einmal mehr stattgegeben, und auf eine Anhebung verzichtet

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Ausgabe 17/2023

Sehr geehrte Kollegen,

am Mittwoch, dem 3. Mai hat die FED die US-Leitzinsen zum 10. Mal in Folge erhöht, und zwar um 25 Basispunkte auf jetzt 5,00 % bis 5,25 % (Fed Funds Target Rate). Die Entscheidung des Boards war einstimmig. Einige Analysten hatten im Vorfeld das jüngste FED-Meeting als das wichtigste seit der Finanzkrise 2008 bezeichnet. Insgeheim hatten die Optimisten unter den Analysten gehofft, dass Powell bei dem Zinserhöhungs-Zyklus eine „Pause“ einlegen oder gar eine „Zinswende“ verkünden würde. Schließlich könnte die FED mit einem „Zuviel“ an Zinserhöhungen die US-Wirtschaftan die Wand fahren“. Außerdem könnte die „Bankenkrise“ durch weitereZinsanhebungen „befeuert“ werden, und das könne doch auch niemand ernsthaft wollen.

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Ausgabe 13/2023

Sehr geehrte Kollegen,

Politiker, Notenbanker und Banker bemühen sich derzeit, das Thema „Bankenkrise“ herunterzuspielen. Demnach sei die Bankenkrise bereits überstanden, die Sicherungsmechanismen würden funktionieren und Anleger könnten darauf vertrauen, dass ihre Einlagen bei Banken sicher sind. Eine durch Pleitebanken ausgelöste Weltwirtschaftskrise wie 2008 könne es diesmal nicht geben, weil die heutige Situation mit der damaligen Situation nicht vergleichbar sei. Damals wurden überteuerte „Schrottpapiere“ an eine Vielzahl von Banken „vertickt“ (z.B. an deutsche Landesbanken). Als der US-Immobi-lienmarkt zusammenbrach und klar wurde, dass die „vertickten“ Finanzprodukte fast wertlos waren, führten die Verflechtungen zwischen Banken und Versicherungen zu einem potenziellen „Domino-Effekt“, der ohne die Rettungsmaßnahmen von Regierungen und Notenbanken zu einem Kollaps des „Weltfinanzsystems“ geführt hätte. Eine derartige Konstellation gibt es diesmal nicht. Richtig ist auch, dass die „Silicon Valley Bank“ durch die Ausrichtung auf „Start-ups“ eine sehr spezielle Bank ist. Dass die Situation von 2008 mit der Situation von heute nicht vergleichbar ist, heißt aber nicht, dass die aktuelle Bankenkrise weniger gefährlich ist.  

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Ausgabe 10/2023

Sehr geehrte Kollegen,

Fed-Chef Jerome Powell wurde am Dienstag und Mittwoch von US-Kongressmitgliedern im Rahmen seines „testimony“ befragt. Wir haben uns die Mühe gemacht, große Teile der Befragung auf CNBC zu verfolgen, und das war höchst aufschlussreich. Wir haben noch nie erlebt, dass ein Fed-Chef derart aggressiv „gegrillt“ wurde, und zwar von Kongressabgeordneten aus beiden politischen Lagern. Und: Je dümmer die Fragen, um so aggressiver wurden sie vorgetragen. Jerome Powell wirkte insbesondere am zweiten Tag sichtlich genervt und erschöpft. Wir dachten schon, der Mann sei kurz davor „aufzuamseln“. Die Demokratin Elizabeth Warren verstieg sich z.B. in die These, dass Powell mit seiner Zinspolitik die USA unnötig in eine Rezession treibe und er persönlich dafür verantwortlich sei, wenn 2 bis 3 ½ Millionen Amerikanern die Arbeitslosigkeit drohe. Mit Arbeitslosigkeit müssten dann ausgerechnet Arbeitnehmer mit geringem Einkommen rechnen, und die hätten schon jetzt Probleme, ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Powell konnte einem leid tun. Wie soll man in 2 Minuten einer Person volkswirtschaftliche Zusammenhänge erklären, wenn diese keine Ahnung hat und auch nicht gewillt ist dazuzulernen.

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Ausgabe 08/2023

Sehr geehrte Kollegen,

eine personelle Veränderung innerhalb der FED scheint uns von Bedeutung zu sein. Die bisherige Vize-Chefin der Fed, Lael Brainard, wechselt von der US-Notenbank in die US-Regierung als Direktorin des „Nationalen Wirtschaftsrates“. Lael Brainard („the brain“) avanciert damit zur Top-Beraterin in allen ökonomischen Fragen. Brainard galt unter den FED-Gouverneuren als größte „Taube“ und damit als Gegnerin einer zu restriktiven Geldpolitik. Kaum war der Job-Wechsel entschieden, meldete sich auch schon die FED-Gouverneurin Michelle Bowman zu Wort und erklärte, dass noch mehrere Leitzinsanhebungen erforderlich seien, um das Ziel von 2 % für die „Federal Funds Rate“ zu erreichen.

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Ausgabe 04/2023

Sehr geehrte Kollegen,

das neue Jahr hat kaum begonnen, da geben die USA bekannt, dass mit 31,4 Trillionen $ die Schuldenobergrenze („debt ceiling“) erreicht sei. Eigentlich ist das keine Überraschung: Wir wiesen in den letzten 12 Monaten immer wieder darauf hin, dass es neben dem ProblemStagflation“ auch ein massives „Schuldenproblem“ bei privaten Haushalten, Unternehmen und Staaten gibt. Auch die Streitereien im US-Kongress um eine Erhöhung der Schuldenobergrenze zwischen Demokraten und Republikanern kennt man schon. Die Angelegenheit wäre eigentlich nur eine „Randnotitz“ wert, aber: Was uns stutzig macht ist der Umstand, dass es Janet Yellen für notwendig erachtete, sich aus dem Senegal per Pressekonferenz zu melden, um die Dringlichkeit des Problems zu beschreiben: 

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Ausgabe 03/2023

Sehr geehrte Kollegen,

in der letzten Ausgabe des „Inside Guide“ hatten wir herausgearbeitet, dass hohe jährliche Inflationsraten dem ärmeren (und damit größtem) Teil der Bevölkerung extrem schaden. Dauerhaft sinkende „Real-Einkommen“ wirken für jede Volkswirtschaft zerstörerisch. Notenbanken und Regierungen sind deshalb gut beraten, inflationäre Tendenzen frühzeitig zu bekämpfen und ggf. auch eine Rezession in Kauf zu nehmen. Eine Rezession wäre im Zweifelsfall immer das geringere Übel. Würde man die Bekämpfung der Inflation „schleifen lassen“, dann wäre alles, was danach käme, noch viel schlimmer; die Probleme würden sich potenzieren und die Bekämpfung von Inflation würde schwieriger bis unmöglich. Vor diesem Hintergrund ist die Ankündigung von Jerome Powell die Inflationsbekämpfung ohne Rücksicht auf eine mögliche Rezession in Angriff zu nehmen, lobenswert. Ob Jerome Powell den Worten auch Taten folgen lassen wird, bleibt allerdings die große Frage.   

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